Schwere und leichte Kost bei der
31. Videografika
In der realen Welt Chaos und Entsetzen, im abgedunkelten Festsaal der Residenz Rüppur heile Filmerwelt? Ganz so krass präsentierten sich die beiden Ebenen in Parallelzeit bei der 31. Videografika in Karlsruhe nicht. Die 42 gezeigten Filme beschäftigten sich durchaus mit problematischen Themen, schreckten vor dem Gang durch Elendsviertel nicht zurück und boten zum Glück aber auch mehr als nur einen Funken Hoffnung in Blickrichtung Zukunft.
Schwere und leichte Kost also, angeboten im stilvollen Ambiente eines Wohnstiftes und getragen von der herzlichen Gastfreundschaft des ausrichtenden Vereins, dem Karlsruher Film- und Videoclub (KFVC) unter der Leitung von Doris von Restorff. Dafür gebührt rundum Dank. Den gab es reichlich - für die immer kleiner werdende Schar der engagierten Ausrichter. Für den Landesverband der Filmautoren Baden-Württemberg mit Walter Reichhart an der Spitze und seinen rührigen Mitstreitern in unterschiedlichen Positionen. Besonders hervorzuheben sind hier Otto Fett und Lutz Schulmeyer in der tadellos funktionierenden Technik. Ein Dankeschön galt auch der Jury, die zwei Tage straffes Filmprogramm ohne Ermüdungserscheinungen nicht nur bewältigte, sondern – objektiv betrachtet - auch wirklich konstruktiv bewertete. Unter der Leitung von Lutz Schulze diskutierten wohltuend kontrovers Eva Schulmeyer, Lothar Bogsch, Dr. Fritz Dannenmann, Moritz Wacker und Dirk Weiler.
Aber was wären sie alle ohne uns Autoren, die sich reinen Herzens dem nicht kommerziellen Film verschrieben haben? Es muss jetzt nicht gleich geantwortet werden. Die 31. Videografika hat Amateurfilme gebracht - was soll an dieser Bezeichnung schon verwerflich sein? – die in großen Teilen anspruchsvoller geworden sind. Natürlich ist das mit auf ernsthafte Clubarbeit zurückzuführen, die in den Wettbewerblern nicht Ehrgeizlinge und Spinner sieht, sondern sie mit als Aushängeschild für den Club schätzt und zu nutzen weiß. Gemeinsam über Wettbewerbsfilme zu diskutieren, bringt alle Seiten weiter. Schade nur, dass es dennoch beratungsresistente Autoren gibt, die zuerst im Club, dann beim Regionalwettbewerb und jetzt auf Landesebene immer wieder dieselben Kritikpunkte hören, ohne daran zu arbeiten. „Selbst schuld“, könnte man sagen, aber es tut einem dann doch leid, die mehrfache Enttäuschung mitzuerleben.
Vor Enttäuschung ist natürlich niemand gefeit, man kann nur lernen, damit umzugehen. Zum Glück verwandelte sich manch langes Gesicht nach der Abstimmung in ein Lächeln bei der Preisverteilung, sobald Juryleiter Lutz Schulze insgesamt 24mal mit dem Zusatz „ … und die Weitermeldung …“ rausrückte. Dann hatte sich mit einem Schlag die viele Arbeit wieder einmal gelohnt. Das Resultat insgesamt: Drei 1. Preise, jeweils 18mal ein 2. und ein 3. Preis, dreimal eine Anerkennung. Gleich zweimal fiel ein 1. Preis an Filme, die Wolfgang Görner über das Jugendreferat auf den Weg gebracht hatte als Besonderheit der jeweiligen Videografika. Auch der beste Film des Wettbewerbs, „Tarek Shalabi“ (Finn-Halvar Peters greift darin zum Teil in Piktogrammform ein syrisches Flüchtlingsschicksal auf), fällt in diesen Bereich.
Wie weit Jury-Realität mit Publikums-Wirklichkeit auseinanderdriften kann, zeigte die von Werner Rothenöder fleißig im Hintergrund ermittelte Publikumswertung: „Ein Dorf wird braun“ von Frank Lauter auf dem Siegertreppchen ganz oben, gefolgt von „Der Philosoph mit der Badehaube“ von Dr. Cord von Restorff und „Patagoniens Küstenbewohner“ von Christl und Erich Herold. Die Jurybewertung und die Sonderpreise sind der Tabelle auf der Homepage des Landesverbandes zu entnehmen. Einen Sonderpreis der ihren 300. „Geburtstag“ feiernden Stadt Karlsruhe gab es für den KFVC als Club, der mit insgesamt neun Filmen die meisten Beiträge gezeigt hatte. An diesem Abend wird wohl zu Recht noch mehrmals der Schlachtruf „KFVC – Unser Club!“ ertönt sein. Die Besucher der Videografika durften sich in die Gemeinschaft mit einbezogen fühlen bei zwei gemütlichen Abenden, an denen der Heurige eine Rolle spielte, aber auch eine Weinkönigin mit singendem Gefolge und auf ganz sympathische Weise zwei historisch gewandete Clubmitglieder, die echte Volksmusik erklingen ließen und die Gäste zum Schwingen brachten.
Noch ein Wort zu den Genres der gezeigten Filme. Schwerpunkt war die Dokumentation, gefolgt von Reise und Spielfilm. Und das warf neue Probleme auf, wie Lutz Schulze schon vorgewarnt hatte. Angesichts der sich reduzierenden Bundesfilmfestivals werden Zeitkontingente eine immer größere Rolle spielen. Den Anfang damit macht die derzeitige Übergangsphase und das bedeutete im Klartext, dass sich Autoren zwar über eine Weitermeldung freuen durften, ihren Film aber nicht im ursprünglich gewünschten Genre zeigen können. Auch das wurde mit manch langem Gesicht quittiert. Gegrummel über Jugendwahn, sich verschärfende Zeitkontingente und die Suche nach neuer Identität – der BDFA wird noch manche Trauerarbeit zu leisten haben.
Bericht: Barbara Ibsch Fotos: Rainer A. Meyer
Unser Filmerseminar
2015 begann für einige bereits am Freitagnachmittag mit dem Besuch der Burg Hornberg.
Umgeben von Weinbergen erhebt sich die stolze Ritterburg aus dem 11. Jahrhundert auf einem steilen Bergsporn hoch über dem romantischen Neckartal oberhalb des Ortes Neckarzimmern zwischen Bad
Wimpfen und Mosbach. Die Spornburg bestand ursprünglich aus zwei eigenständigen Burganlagen mit gemeinsamer Vorburg, die erst später durch eine Mauer umfasst wurden. Götz von Berlichingen lebte
45 Jahre auf Burg Hornberg, für die er sich schon als Jugendlicher begeisterte. Treffpunkt zum ersten Umtrunk war unter dem schattigen Baum des Burgcafés. (Den Kuchen mussten wir uns dank einiger
Kupfermünzen nicht mit den zahlreichen Wespen teilen!)
Bei der anschließenden Führung wurde uns die Geschichte der Burg mit vielen Geschichtchen nahe gebracht.
Zum Ausklang des Tages schauten wir uns die Lokalbrauerei in Mosbach an und beschlossen den Abend mit diesem kühlen Nass.
Am Samstagvormittag
ging es nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel Lamm in Mosbach mit dem Planwagen von Gundelsheim hoch hinauf auf den Michaelsberg ins "Himmelreich". Versperrt war uns der Weg nach oben durch
einen umgestürzten Baum, ein unerwartetes filmisches „Highlight“ ;-), das mit viel Hallo jede Menge Filmer und Fotografen auf den Plan rief.
Oben auf dem Biobauernhof angekommen, führte uns der Chef über seinen Hof und erzählte viel Wissenswertes über die Natur und Landwirtschaft, die artgerechte und naturnahe Freilandhaltung und die
Anguszucht.
Nach einem zünftigen Mittagessen im Schäfers Landrestaurant mit Bio-Spezialitäten aus eigener Erzeugung ging es im Planwagen zurück nach Gundelsheim.
Es folgte eine Entdeckungstour zu den Ursprüngen gängiger Sprichwörter durch die historische Altstadt von Gundelsheim. Als Wirtsfrau Katrein vom Güldenen Löwen (ehem. Wirtshaus, in dem Götz von Berlichingen zur Feldhauptmannschaft ernannt wurde) erzählte uns Frau Haag aus ihrem Nähkästchen.
Den Abschluss des erlebnisreichen Tages begingen wir im Hotel Lamm, wo wir gut gegessen, getrunken und lange gesessen haben.
Am Sonntagmorgen ging es zur Burg Guttenberg, die Burg der Greifvögel!
Die bekannte Stauferburg ist eine der wenigen Burganlagen aus dem 12. Jahrhundert, die nie zerstört wurde und noch immer von den Burgherren bewohnt ist. Sie liegt nördlich von Heilbronn auf einer Bergnase zwischen Neckar- und Mühlbachtal. Ihr mächtiger Bergfried, die vielen Mauern und Wachtürme und der große Pallas haben uns beeindruckt.
Als Highlight erwartete uns die Deutsche Greifenwarte. Sie ist für spektakuläre Flüge ihrer Adler und Geier bekannt. Die Vielzahl der eingesetzten frei fliegenden Großgreifvögel ist nahezu einmalig in Deutschland. Wir konnten einige der riesigen Vögel mit über zwei Meter Spannweite, wie Mönchs-, Gänse- und Bartgeier, aber auch ihre mächtigen Kollegen, wie See-, Weißkopfsee-, Schreisee-, Stein- und Kaiseradler im freien Flug bestaunen – über dem Neckar, hoch über den Zinnen der Stauferburg Guttenberg oder direkt über unsere Köpfen hinweg.
Eine kurzweilige Wissensvermittlung erfolgte durch das fachkundige „Bodenpersonal“. Auch die Zwingeranlagen der Burg mit rund 100 Vögeln, Ausstellungen und Skulpturen: ein naturnaher Einblick in die faszinierende Welt der Greife! Das kleine, aber feine Museum mit einer einmaligen Holzbibliothek und die Turmbesteigung in schwindelnde Höhen nahmen einige von uns nach dem Mittagessen im Burgrestaurant auch noch in Angriff.
Zu guter Letzt besuchten wir noch das Salzbergwerk Bad Friedrichshall.
Nach nur rund 30 Sekunden Fahrt mit einem Förderkorb in rund 180 Meter Tiefe erschloss sich uns die faszinierende Welt des „weißen Goldes“. An einst realen Salz-Abbaustätten erlebten wir in gewaltigen unterirdischen Kammern die vielfältige Geschichte des Salzes, die sich im Lauf der Jahrzehnte wechselnde Abbautechnik und beeindruckende Lichtinszenierungen.
Mit interessanten
Filmen und modernsten Präsentationen wurden wir in die Salzentstehung eingeführt, konnten interaktiv Experimente unter Tage durchführen oder effektvolle Schausprengungen selbst auslösen.
Beeindruckend waren die Lichtinstallationen sowie die Lasershow und der grandiose Kuppelsaal mit seinen Reliefs im Salz.
Und auf der 40 Meter langen Rutsche konnte man sich wie ein Bergmann früherer Tage fühlen ;-).
Es gab in diesen zweieinhalb Tagen viele interessante Höhepunkte, die von uns per Foto und Video aufgenommen wurden. Wir freuen uns schon sehr auf die Ergebnisse! Vielen Dank auch unserer Monika Fürst für die exzellente Organisation.
Bereits zum zweiten Mal nach 2013 wurde Langenargen Veranstaltungsort des Landesfilm-Festivals. 36 Streifen wurden am 14. und 15 März im Münzhof gezeigt, der kürzeste dauert 60 Sekunden, der längste ging 20 Minuten.
Der Karlsruher Film- und Videoclub war mit 13 Mitglieder vertreten und mit einen 1. und einem 2. Platz durch Doris und Cord von Restorff auch erfolgreich. Bei der Publikumswertung erreichte der Film von Cord von Restorff „Wahlheimat Grönland“ einen beachtlichen 2. Platz.
Insgesamt gab es sechs 1. Preise, achtzehn 2. , elfmal einen 3. Preis sowie eine Anerkennung. Von den gezeigten 36 Filmen erhielten 24 die begehrte Weitermeldung zu einem Bundesfilmfestival.
Die Jury stand unter keinem glücklichen Stern. Eine Jurorin war erkrankt und hatte sehr kurzfristig abgesagt, ein Juror schaffte gesundheitlich angeschlagen nur den ersten Teil und musste mit hohem Fieber abreisen.
Als Besucher wurde man nicht nur freundlich empfangen, sondern durfte sich auch herzlich willkommen fühlen am Schwäbischen Meer. Dazu das historische Ambiente im Schloss Montfort beim Blick vom Turm auf den See oder beim gemeinsamen Abend mit angeregten Gesprächen.
7 Mitglieder des Karlsruher Film- und Videoclubs verbrachten zwei interessante Wochen im Norden Äthiopiens. Nicht nur das Timkat-Fest zur Erinnerung an die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes hielten sie filmisch fest, auch die zahlreichen berühmten Felsenkirchen in Lalibela. Auf dem “Dach Afrikas” begegneten sie den seltenen endemischen Blutbrust-Pavianen auf 3300 m Höhe – ein besonderes Erlebnis!
Zum 6. Mal fand sie statt: die jetzt schon traditionelle Filmschau des Karlsruher Film- und Videoclubs! Dreizehn ausgewählte Streifen unserer Mitglieder flimmerten im „Universum-City“ Kino mitten in der Karlsruher Innenstadt über die Leinwand. Im Mittelpunkt standen Reisedokumentationen aus China, Indonesien, Bhutan, Vietnam und von der Halbinsel Kamtschatka, aber auch von den Galapagos-Inseln, Brasilien und auch Impressionen aus Karlsruhe selber. Ganz andere Themenbereiche berichteten vom Einsatz der German Doctors im Slum von Nairobi, vom Tätowieren und auch von der Ankunft eines neuen Erdenbürgers: „Hallo, Welt, ich bin da!“. Eine spritzige Wildwasserfahrt der Karlsruher Rheinbrüder, gedreht mit Action – Kameras, rundete das vielfältige Programm ab.
Alle Full-HD Filme nahmen in 16:9 fast die gesamte Breite der Leinwand ein. Vier Filme liefen sogar im Format 21:9, also im echten Kinoformat!
Unsere ca. 160 Gäste staunten nicht schlecht über die technische und inhaltliche Qualität unserer Filme. Wie immer wollten sie wissen, warum diese hervorragenden Kurzfilme nicht im Fernsehen gezeigt werden.
So stieß diese Veranstaltung wieder auf einhellige Begeisterung. Zugleich erlebte auch der Trailer für die Videografika am 14.und 15. November 2015 in Karlsruhe seine Uraufführung unter großem Applaus!. Insgesamt eine exzellente Werbeveranstaltung für unseren Club und den BDFA!
Text: Doris von Restoff, Karlsruher Film- und Videoclub.